Erwachsenenbildner sind oftmals mit heterogenen Gruppen von erwachsenen Lernenden konfrontiert. Hinzu kommt, dass die Einbindung erwachsener Lernender in den Bildungsprozess und die Steigerung ihrer Motivation den Erwachsenenbildnern nicht nur didaktische Kenntnisse und Fähigkeiten abverlangen; sie benötigen vielmehr auch hervorragende Fertigkeiten und Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, auf die verschiedenen Bildungsbedürfnisse ihrer Lernenden einzugehen und ihre Beteiligung an Bildungsmaßnahmen zu steigern.
Das Diagnosetool bietet Erwachsenenbildnern die Möglichkeit, ihre bereits vorhandenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen im Bereich der Didaktik zu ermitteln und ermutigt sie, ihre Leistungen einzuschätzen und weiter zu verbessern.
So wird das Diagnosetool verwendet:
Das Diagnosetool für jede Kompetenz enthält eine Definition der jeweiligen Kompetenz und eine Reihe von Ich-kann-Aussagen.
Die Ich-kann-Aussagen beschreiben Schlüsselaufgaben, die Erwachsenenbildner/Trainer in einem bestimmten Kompetenzbereich ausführen können sollten. Sie umfassen Elemente von Wissen, Fertigkeiten und Kompetenz, beispielsweise: Gruppendynamik zu managen bedeutet, dass ein Trainer Kenntnisse über die Definition von Gruppen und deren Dynamik haben muss, die Fähigkeit, das Verhalten der Lernenden innerhalb der Gruppe zu analysieren, die Fähigkeit, mögliche Probleme zu erkennen und in der Lage sein muss, verschiedene Strategien zur Steuerung der Gruppendynamik anzuwenden.
Die Anzahl der Aussagen variiert von Kompetenz zu Kompetenz (daher ist die minimale und maximale Gesamtpunktezahl, die man erreichen kann, für jede Kompetenz unterschiedlich). Da jede Aussage eine typische Aufgabe darstellt, die ein Erwachsenenbildner in der Lage sein sollte, auszuführen, werden alle Aussagen mit dem gleichen Wert akkreditiert.
Für jede Aussage, die der spezifischen Fähigkeit der Kompetenz entspricht, gibt es eine Bewertungsskala der Fähigkeitsstufen von Neuling bis Experte, die aus „Novice to Expert: the Dreyfus model of skill acquisition” (Novice to Expert: the Dreyfus model of skill acquisition. (n.d.). [online] Verfügbar unter: http://devmts.org.uk/dreyfus.pdf ) adaptiert wurde. Die Definition jeder Ebene umfasst Elemente des Wissens, des Arbeitsstandards, der Autonomie, der Bewältigung von Komplexität und der Wahrnehmung von Zusammenhängen.
Die Fähigkeitsniveaus der Bewertungsskala entsprechen folgenden Punkten:
Neuling – 1 Punkt
Die Person hat allgemeines Wissen oder Verständnis von grundlegenden Konzepten der Erwachsenenbildung, jedoch ohne einen Bezug zur Praxis herstellen zu können, die gesammelten Erfahrungen, etwa im Unterricht und/oder experimentellen Szenarien, Praktika, oder Assistenzjobs sind eher gering. Er/sie hat keine bzw. nur eine geringe Vorstellung vom Verhalten in komplexen Lehr- und Lernsituationen. Er/sie nimmt einige Lehr-/Lernsituationen ohne Kontext wahr.
Anfänger – 2 Punkte
Die Person hat Fähigkeiten hinsichtlich der Schlüsselkompetenzen in der praktischen Erwachsenenbildung. Er/sie kann Unterrichtsaufgaben unkompliziert und auf einem akzeptablen Niveau durchführen. Er/Sie kann seine/ihre eigenen Aktivitäten bewerten, benötigt jedoch etwas Unterstützung und Überwachung, um den Gesamtprozess des Unterrichtes einzuschätzen und umzusetzen. Er/sie kann mit komplexen Situationen nur teilweise umgehen und nur Teillösungen erzielen.
Kompetent – 3 Punkte
Die Person kann die meisten Aufgaben wie erforderlich erfolgreich umsetzen. Er/sie verfügt über gute Arbeits- und Hintergrundkenntnisse im Bereich der Erwachsenenbildung. Manchmal wird Unterstützung von Experten benötigt, aber für gewöhnlich kann er/sie die Aufgaben eigenständig durchführen. Der Fokus liegt auf der Anwendung und Verbesserung von Kenntnissen und Fertigkeiten; Die Person hat diese Kompetenz gelegentlich schon in Situationen genutzt, während sie nur minimale Anleitung benötigt hat, um eine erfolgreiche Leistung zu erzielen. Er/sie versteht komplexe Situationen in der Praxis und kann diese bewältigen.
Könner – 4 Punkte
Die Person kann die Aufgaben eines kompetenten Erwachsenenbildners ohne Unterstützung durchführen. Er/sie hat ein umfassendes Verständnis von Erwachsenenbildung und deren Auswirkungen für die Praxis. Er/sie liefert durchweg praktische/relevante Ideen und Perspektiven zu Verbesserungen bezüglich des Prozesses oder der Praxis, die einfach umzusetzen sind. Er/sie ist in der Lage, andere in der Anwendung dieser Kompetenz zu betreuen, indem er/sie komplizierte Aspekte dieser Kompetenz in leicht verständliche Begriffe überträgt. Er/sie kann mit komplexen Situationen ganzheitlich umgehen und ist in der Entscheidungsfindung selbstsicher.
Experte – 5 Punkte
Die Person ist als Experte auf dem Gebiet bekannt. Er/sie kann Anleitung geben, Fehlersuche betreiben und Fragen beantworten, die in seinen/ihren Expertisen- und Kompetenzbereich fallen. Der Fokus ist dabei strategisch. Er/sie hat bereits eine exzellente Anwendung dieser Kompetenz in verschiedenen Projekten und/oder Einrichtungen bewiesen. Er/sie wird als „Go-to”-Person in diesem Bereich gesehen. Er/sie kann mit verschiedenen komplexen Situationen umgehen. Er/sie sieht den Lehr-bzw. Lernprozess als Gesamtbild und nutzt, wenn nötig, alternative Ansätze.
Sie sehen die Liste mit Fähigkeiten (Aussagen), die zu der jeweiligen Kompetenz gehören und bewerten jede davon einzeln entsprechend der Bewertungsskala. Das Ergebnis wird für jede Kompetenz individuell erfasst; abgesehen davon, erhalten Sie Feedback basierend auf Ihrer Punktezahl, sowie Empfehlungen und Vorschläge zur weiteren Verbesserung und Weiterentwicklung der Kompetenz.
Das Diagnosetool konzentriert sich primär auf die Fähigkeiten und Kompetenzen, die direkten Einfluss auf die Motivation und das Engagement der Lernenden haben (die Autoren sind sich aber bewusst, dass der Gesamtumfang der Fähigkeiten und Kompetenzen, über die Erwachsenenbildner idealerweise verfügen sollten, viel breiter gefächert ist).
Nachfolgend können Sie auf die spezifische Kompetenz des Diagnosetools klicken:
- Effektive Kommunikation und Interaktion
- Selbstreflexion und –management
- Gestaltung von Lernaktivitäten
- Durchführung von Lernaktivitäten
- Diversity-Management
- Digitale Kompetenz (Digitalbildung)
Kompetenz zur Förderung von IKT-gestützten Lernumgebungen und zur Unterstützung erwachsener Lernender bei der Nutzung dieser Lernumgebungen. Diese Kompetenz ist in andere Kompetenzen integriert, daher wurde kein spezifisches Instrument zur Bewertung dieser Kompetenz entwickelt. Wir möchten Sie aber auf das DigCompEdu-Bewertungstool verweisen.
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